Über uns


Wir sind die ehrenamtlich arbeitende Jazzinitiative Recklinghausen.

Unser Ziel ist es,
Auftritts – und Begegnungsmöglichkeiten für MusikerInnen zu schaffen, die sich kreativ mit den diversen Strömungen des Jazz auseinandersetzen.
Im Vordergrund steht dabei:
1. die Unterstützung regionaler Aktivitäten von MusikerInnen des weiten Bereiches des Jazz, 
2. die pädagogische Heranführung von interessierten MusikerInnen an das vielfältige Angebot des Jazz als gemeinsame Kommunikationsplattform,
3. die Schaffung eines Raumes der Begegung von regionalen und überregionalen Künstlern zwecks gegenseitigem künstlerischem Austausch und Kennenlernen.


Historie

Die Jazzinitiative Recklinghausen ist eine Musikerinitiative, die seit 1985 wöchentlich Donnerstags eine Jazzsession mit Openerbands veranstaltet.

Recklinghausen muss man eine gewisse Jazzaffinität zusprechen: Nicht nur, dass es hier in den 60ern die legendären Beatfestivals gab, es wurden im Zuge der Ruhrfestspiele auch gediegene international besetzte Jazzhighlights ins Leben gerufen. Unter der Leitung des Jazzredakteurs Hans Gertberg fand in Recklinghausen und in Hamburg der NDR Jazzworkshop mit internationalen Stars der europäischen Jazzszene statt, häufig mit Musikern der Kenny Clarke/Francy Boland Bigband (Phil Woods, Johnny Griffin, Jimmy Woode…). Hier sprechen wir aber über die 60er Jahre. Und so ist es schon fast vergessen, dass Wes Montgomery mit Martial Solal hier im jüngst abgerissenen Saalbau gemeinsam auftraten. Diese hochrangigen Jazzereignisse haben natürlich einiges bewirkt und das Interesse am Jazz wach gehalten. So gab es auch in den 70ern immer wieder interessante Jazzkonzerte in der Vestlandhalle, im Shalanda oder im „Baum“. Und im letzt genannten Szenelokal bildete sich die Urzelle der „Jazzini“ unter maßgeblicher Führung des Jazzfans Werner Pesarra. Nach der Schließung dieses Lokals suchte man nach einer neuen Spielstätte. Die fand man in der Altstadtschmiede. Pesarra war damals der Geschäftsführer des neu gegründeten soziokulturellen Zentrums inmitten der Altstadt.

Mit dem Jazzveranstaltungsort Altstadtschmiede begann eine neue Ära des Jazz in Recklinghausen. Da es damals noch entsprechende Fördergelder gab und die „Schmiede“ so in der Lage war, Konzerte vorzufinanzieren, konnte man Ende der 70er Jahre eine endlose Reihe von regionalen, nationalen und internationalen Namen live auf der Schmiedebühne erleben. Im Winter brannte der Holzscheit auf der Schmiedeesse und gab den Konzerten eine unverwechselbare Atmosphäre. Der Thekenbetrieb funktionierte gut, auch wenn es auf Grund der hohen Besucherzahlen häufig schwierig war, zur Theke zu gelangen. Die Musikernamen klingen wie das „Who-is-Who“ der damaligen Jazzszene: Alphonse Mouzon, Alexander von Schlippenbach, Gunter Hampel, Charlie Mariano, Peter Brötzmann, Pete York …

In der Presse wurde Peter Giger zitiert, der mit Albert Mangelsdorff in die Schmiede kam: „Sag denen, die sollen so richtig schön Feuer machen im Kamin!“ Auch wenn andere Musikstile live zu hören waren, so verbindet man heute noch immer den Namen „Altstadtschmiede“ mit der Jazzmusik.
Natürlich kam auch bald die Idee auf, die zum Jazz gehörende Jam-Session zu pflegen. Nach zunächst informellen Sessions wurde hierfür ab 1984 durch die Initiatoren Pesarra, Walter Husung und Raimund Ekholt der Donnerstagabend ausgeguckt. Und in dieser Form besteht dieser Abend heute noch. Wobei man die Jazzini nicht als formellen Verein verstehen darf, sondern eher als einen basisdemokratischen Kreis von Gleichgesinnten, der sich in regelmäßigen Abständen trifft und gemeinsame Entscheidungen fällt, die natürlich mit der Geschäftsführung abgestimmt werden müssen. Dieser Kreis erweiterte sich im Laufe der Zeit durch z.B. Stefan Werni, Irmhild Knapp, Torsten Müller, Thomas Gojowczyk… Auch wenn durch entsprechende Budgetkürzungen der Konzertbetrieb eingeschränkt wurde, bemüht sich Ingo Marmulla, der derzeitig die „Opener“-Gestaltung der Sessions übernommen hat, um ein spannendes Programm. Der Opener ist der Vorspann zur Session. Die gebuchte Band spielt ihr eigenes Programm und begeleitet danach die improvisationswilligen Musiker. Der Zuschauer hat freien Eintritt und kann nach Vermögen durch eine kleine Spende zum weiteren Erhalt der Donnerstags-Session beitragen. Hier geht dann der „Kümmerer“ mit dem Klingelbeutel herum und weist bei dieser Gelegenheit auf weitere Termine hin. Auch die Qualität der Opener-Bands hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Da kommen Absolventen der Hochschulen in Essen, Köln oder Osnabrück, die sich vorstellen wollen oder auch das Abschlussexamen vorbereiten. Das führt zwangsläufig dazu, dass das Publikum Qualität erwartet und schätzt. In Abständen werden besondere Gäste eingeladen und von der „Hausband“ begleitet. So geschehen Ende des letzten Jahres zur Geburtstagsnachfeier von Gerd Dudek, oder demnächst mit geladenen Musikern wie Gilda Razani oder Klaus Osterloh… Es gibt nur wenige Spielstätten im Ruhrgebiet, die auf eine derartig lange, lebendige und qualitativ hochstehende Tradition zurückblicken können, wie gerade eben diese Altstadtschmiede in Recklinghausen.

Eine große Zahl bekannter Musiker trat in den vergangenen Jahren im Rahmen der Jazzinitiative auf: Lee Konitz, Bob Degen, Thomas Alkier, Helge Schneider, Bill Elgart, Sheila Jordan, Barre Phillips, Tony Scott, Heinz Sauer, Klaus Osterloh, David Friesen, Uwe Kropinksi, Stefan Bauer.

Vor einigen Jahren wurde in der Schmiedeküche übrigens noch gekocht. Walter, ein begnadeter Koch, probierte immer wieder nette Kleinigkeiten aus, an denen man sich nach dem Jazz kulinarisch erfreuen konnte. Leider musste auch dieser Teil der Donnerstags-Session geopfert werden. Aber manchmal packt es Walter doch noch, und er spendiert eine vorbereitete Köstlichkeit. Und unter den Improvisatoren, die es juckt, einfach mal ein paar Standards abzujazzen, waren und sind zu später Stunde immer einige Paradiesvögel. War es vor Jahren mal häufig Helge Schneider („He, Ingo, hab meine alte Strat im Auto, willste nich noch ‘ne Runde mitspielen…“), so kommt heute des öfteren Djamel Laroussi vorbei, um mit seiner Gitarre die Bühne „aufzumischen“…

Die Hausband


Spielstättenpreis für die Altstadtschmiede

Foto Kurt Rade

„Die Spielstätte Altstadtschmiede e.V. hat sich um die Förderung von regional spielenden Bands besonders verdient gemacht und bietet in der Spielzeit 2018/19 ein Programm von besonderer Qualität an.“ So lautet der Text auf der Urkunde, die am 18.Januar in der „Klangbrücke“ – Aachen an elf Spielstätten vergeben wurde. Der Landesmusikrat NRW hatte zuvor einer Bewerbung der JazzIni gemeinsam mit der RockIni und der Altstadtschmiede als Spielort zugestimmt. Der Preis ist mit einer Fördersumme von 5000 Euro verbunden.

„Ein vielfältiges Musikleben brauche mutige Bühnen und Foren, die diese Genres um Jazz und avancierten Pop herum abbilden“. Hildegard Kaluza vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass insbesondere der Jazz in „seiner Komplexität der Improvisation die ideale Grundlage für das Zusammenbringen der vielfältigen Musikkultur in NRW darstellt.“ Hans Martin Müller, Betreiber des Jazzclubs „Loft“ in Köln ergänzte dahingehend, dass eine Stadt ohne geeignete Spielstätte auf Dauer seine talentierten Musiker nicht halten könne. Der Preis trage dazu bei, das kulturelle Angebot der Stadt zu stützen und weiter zu fördern. Neben der Altstadtschmiede waren unter anderen das Domicil in Dortmund, der Bunker Ulmenwall in Bielefeld und die Düsseldorfer Jazzschmiede Preisträger.